Auf Romos Worte hin fängt Banu an, glücklich zu strahlen.
Als Kadlin von den Steinen redet, dreht Banu sich wieder zu dem eingestürzten Gang um. Sie nahm ein Stück des andersfarbigen Steins in die Hand, drehte sich dann zu Kadlin um und zeigte mit fragendem Gesichtsausdruck auf den Stein und zum Höhleneingang.
Ein strahlendes Lächeln überzieht Banus Gesicht. Mit dem Dolch noch in der Hand lässt sie sich auf den weichen Waldboden fallen und betrachtet ihn vor dem Himmel noch einmal.
Dann legt sie den Dolch beiseite und rekapituliert das Ritual noch einmal. Vielleicht würde es sich lohnen, bei einem weiteren Versuch an einem anderen Tag einen Hammer zu nehmen, um nicht zwei gewissermaßen unterschiedliche Dinge gleichzeitig tun zu müssen.
Aber sie hat es geschafft. Endlich, endlich... Weitere Experimente sollten nun, da sie eine Idee hatte worauf sie achten musste, einfacher werden.
Ganz kurz ist in Banus Augen ein Anflug von Panik zu erkennen, dann hat sie sich wieder gefangen. Sie ergreift die Hand und betrachtet die Wunde. Dann nickt sie ihm zu, zieht ihn ein kleines Stück zur Seite, so dass sie den Anderen nicht im Weg stehen und bedeutet ihm, sich hinzusetzen, während sie sich ihm gegenüber im Schneidersitz auf den Boden setzt. Aus ihrer Tasche holt sie ein Tuch, Farbe, einen Pinsel, den Kristallsplitter aus der Höhle und ein Döschen. Den Kristallsplitter positioniert sie sorgfältig vor sich. Das Tuch breitet sie auf dem Boden zwischen ihnen aus, dann nimmt sie ihren Wasserschlauch zur Hand. Mit dem Wasser säubert sie die Wunde und sieht sie sich nochmal genau an. Schließlich bedeutet sie Romo, die Hand auf das Tuch zu legen, öffnet das Döschen und schließt die Augen. Der Duft von Lavendel verbreitet sich. Banu stellt sich vor, was sie erreichen möchte: das Fleisch soll wieder zusammenwachsen, die Wunde sich schließen. Sich diesen Prozess weiter vor Augen haltend, öffnet sie die Augen wieder und nimmt das Döschen. Damit berührt sie den Splitter, dann umkreist sie die Hand zwei Mal, langsam, stellt sich vor wie es aufhört zu bluten und die Wundränder innen, tief in der Wunde, anfangen sich zusammen zu ziehen. Zum Abschluss berührt sie noch einmal den Splitter und stellt das Döschen wieder hin. Nun öffnet die Farbe, taucht den Pinsel hinein und berührt mit dem Pinsel (dem Ende ohne Farbe) den Splitter. Dann fängt sie an, auf den Stoff um die Hand herum zu schreiben. In der ersten Runde schreibt sie langsam größere Zeichen, mehrfach die selbe Folge, welche in diesen Zeichen, von denen sie nicht einmal wusste, wie sie genannt wurden, "Heilung" bedeuteten. Dann schrieb sie in einer weiteren Runde weitere, kleinere Zeichen dazu: "Wunde verschließen", "zusammenwachsen", während sie sich weiter vorstellt, wie sich die Wunde langsam, von innen nach außen, wieder zusammenfügte, zusammenwuchs, so dass kein Rand oder eine Kante vorhanden war sondern sich alles nahtlos zusammenfügte und dann die Haut darüber schloss. Jedes Mal, wenn sie zwischendurch den Pinsel in die Farbe tauchte, berührte sie anschließend nochmal den Splitter, sowie auch am Ende beider Runden. Zum Abschluss verschloss sie die Farbe wieder und legte Pinsel und Farbe sorgfältig neben sich. Sie schloss die Augen, atmete noch ein paar Mal tief ein und aus, dabei langsam die Hände anhebend, und schloss dann mit einem Klatschen ab. Nun öffnete sie auch wieder die Augen, hoffend, dass sie Erfolg hatte.
Nach einigem Überlegen macht Banu sich an einen zweiten Versuch.
Bevor sie anfängt, sieht sie sich den Dolch genau an, insbesondere auch die Scharten, die sich in der Klinge befinden.
Ihre Handlungen selbst sind die selben wie zuvor. Doch anstatt wie zuvor das Bild der scharfen Klinge festzuhalten, stellte sie sich vor, was wie geschehen sollte. Während der Runden mit den glimmenden Nadeln und dem Kristallsplitter stellte sie sich vor, wie die Klinge an den größeren Scharten jeweils ein wenig weicher wurde, so dass sie das Material, welches sich dort durch den Kontakt mit etwas Härterem verschoben und aufgeworfen hatte, wieder dorthin drücken konnte, wo es hin gehörte. Sie drückte gedanklich von der Mitte der Klinge Richtung Rand das Material wieder in die Scharte hinein, so dass es wieder zu einer Fläche wurde.
Anschließend, während der Kreise mit Stein und Zeichen, stellte sie sich vor wie die Klinge wieder scharf geschliffen wurde, Material abgetragen wurde ähnlich wie sie es bei dem Scherenschleifer gesehen hatte, der einmal im Jahr in ihr Heimatdorf gekommen war. Die Runde mit dem Stein diente dabei dem ersten Schliff, damit die Klinge gleichmäßig wurde, und die Runde der Zeichen der eigentlichen Schärfung.
Da sich Banu alles so genau und sorgfältig vorstellte, dauerte es diesmal auch länger, und als sie diesmal den Zauber beendet hatte, merkte sie, dass sie verschwitzt war.
Ich gehe davon aus, dass es nicht in der Nähe unseres Dorfes spielt, insofern bin ich mir nicht sicher, für was wir Ortsschilder brauchen?
Das freut mich sehr, dass ihr dabei seid. Damit sind wir schonmal 5. Sonst weiß ich noch von Katha (Dorothea), dass sie nicht kommen kann. Je nachdem, wie viele wir sind, ist eben die Frage, wie sinnvoll ein eigenes Lager ist und ob wir uns in anderer Hinsicht noch absprechen wollen wie z.B. Essen.
Eines Abends sitzt Banu am Feuer, webt und lässt ihre Gedanken schweifen. Da kommt ihr eine Idee. Am nächsten Morgen nimmt sie sich eine der Klingen, die von der Arbeit der letzten Monate stumpf geworden war und noch nicht wieder geschärft wurde, und holt dann auch ihre Utensilien. Nicht so weit von ihrer Hütte, unter einem Baum, setzt sie sich ins Moos. Vor sich bereitet sie ein Tuch aus, legt die Klinge mittig darauf und legt ihre Farben und Pinsel sowie ein paar weitere Dinge bereit. Außerdem hat sie eine kleine Metallschale dabei mit einem kleinen Stückchen glimmender Kohle. Sie atmet ein paar Mal tief durch, dann streut sie eine kleine Handvoll Kiefernnadeln auf die Kohle und schließt die Augen. Während sich der harzige Geruch der glimmenden Nadeln verbreitet, wird ihr Atem ruhiger und sie konzentriert sich ganz auf das, was sie erreichen möchte. Vor sich sieht sie die Klinge, stellt sich vor wie das schartige und Stumpfe Blatt wieder glatter und schärfer wird. Dieses Bild hält sie fest und öffnet die Augen wieder. Vorsichtig nimmt sie die Metallschale und beschreibt mit ihr langsam einen Kreis um die Klinge, bevor sie die Schale zur Linken des Tuches auf Höhe der Klinge positioniert. Anschließend wiederholt sie dies jeweils mit dem Kristallsplitter aus der Höhle und einem kleinen, harten Stein mit blinkenden Einschlüssen, den sie irgendwo gefunden hatte. Der Kristall findet seinen Platz Banu gegenüber, der Stein zur Rechten der Klinge. Schließlich nimmt sie einen Farbtiegel und einen Pinsel, hält beides kurz hoch und schreibt dann im Kreis um die Klinge, in der selben Richtung wie vorher die Kreisbewegungen, verschiedene Zeichen. Die gesamte Zeit behält sie das Bild der wieder scharfen Klinge im Kopf. Als auch dieser Kreis vollständig ist, hält sie wieder beides kurz in die Höhe und legt sie vor sich ab. Nun setzt sie sich aufrechter hin und schließt die Augen wieder, ihre Hände leicht angehoben über ihrem Schoß. Während sie zwei Mal tief und langsam ein und aus atmet, hebt sie langsam die Hände an und fühlt dabei die Anspannung immer weiter steigen, bis sie sie mit einem Händeklatschen löst und den Zauber damit vervollständigt und beendet.
Leise seufzend und ein wenig aufgeregt öffnet sie ihre Augen wieder. Mit leichten Bewegungen löst sie die Anspannung aus ihren Schultern, dann betrachtet sie neugierig die Klinge.
Eines Morgens erbat Banu sich eine der inzwischen durch die Arbeit stumpf gewordenen und noch nicht wieder geschärften Klingen, um damit etwas auszuprobieren.
"Dazu noch Obst und später Beeren und Pilze, von denen wir einen Teil trocknen können.
Vielleicht lohnen sich weitere Expeditionen in andere Richtungen? Ich kenne mich damit nicht aus, aber könnte auch anderes Wild gefangen und gezähmt werden? Sofern es einen sinnvollen Nutzen hätte."
Da nun wieder etwas Ruhe herrscht, nutzt Banu die Zeit, sich mit der Kristallscherbe aus der Höhle zu beschäftigen. Sie setzt sich auf den Boden und nimmt das Stück in die Hand, betrachtet es intensiv von allen Seiten und vergleicht es auch mit dem Kristall, den sie von Kadlin bekommen hatte. Dann nimmt sie das Scherbenstück in die Hand und schließt die Augen, ihre Konzentration auf dieses Stück gerichtet.
Wenn Banu sie bisher noch nicht auf eines ihrer Papiere kopiert hat, so tut sie das baldmöglichst in einer ruhigen Minute. Auf Kadlins Idee hin schreibt sie: "Auf Stoff sticken ist eine sehr gute Idee. Dann ist auch Regen kein Problem."
Ein wenig abwesend fällt ihr Blick auf ihren Ärmel und sie seufzt leise. "Wolle wäre gut, langfristig. Oder Sachen, die wir tauschen können, sollte sich das Portal wieder öffnen und Leute hindurch gehen."
Auch Banu hilft weiter fleißig mit beim Deichbau. Immerhin geht die Arbeit voran, aber sie freut sich darauf, wenn sie endlich fertig sind. Vielleicht findet sie dann auch endlich Zeit, wieder etwas auszuprobieren. Aber heute sicher nicht mehr, dafür ist sie nach der ganzen Arbeit auf jeden Fall zu müde. Nur dafür, zu üben die Energie in der Umgebung zu spüren, nimmt sie sich immer wieder Zeit wenn sie zwischendurch eine kurze Pause macht um sich zu strecken. Darin geübt zu sein würde sicher nicht schaden und vielleicht sogar irgendwann hilfreich sein.
Eine Weile später machen beide eine kurze Pause, und Banu reicht Kadlin ihre Tafel und den Griffel. Auf der Tafel steht oben ganz klein: "Du wolltest mit mir reden?"
"Falls das Beben tatsächlich mit dem Portal zu tun hatte, wäre es dann evtl sinnvoll, nachzusehen ob es nun offen ist oder wie es darum steht und wenn es offen war oder ist, ob jemand hindurchging?" Banu hält Kadlin ihre Tafel hin. Kurz streift sie der Gedanke, mehrere kürzere Sätze könnten sinnvoller gewesen sein. Ach, egal. Sie schiebt eine herausgerutschte Strähne zurück unter ihr wie einen Turban gewundenes Tuch zurück und widmet sich wieder der Karte.
Nachdem zumindest die Frage, ob jemand anderes besser zeichnen kann, einigermaßen beantwortet ist - und eine Teilnahme an einer richtigen Diskussion sowieso nicht so einfach - macht sich Banu daran, die Karte abzumalen, während sie weiter zuhört. Auf die Aussage zu dem Anker nickt sie, bei den Flüssen zuckt sie die Schultern und zeigt auf die drei Seen, die die Karte zeigt: im Osten, im Süden und im Westen (kleiner See vor der Bucht).
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23.09.2020 14:15
